Putin über den USD und Inflation bei Bitcoin

Putin über den USD und Inflation bei Bitcoin

Putin hält der westlichen Welt den Spiegel vor und erklärt, wieso er davon ausgeht, dass die Abhängigkeit vom USD abnehmen wird. Ausserdem: Viele Länder kämpfen momentan mit hohen Inflationszahlen. Doch wie sieht es bei der Digitalwährung Bitcoin aus, gibt es da auch Inflation?

Phil Lojacono

Lesezeit: 5 Minuten 25 Sekunden

Heute schreibe ich ausnahmsweise mal nicht aus der Schweiz, sondern campiere (manche würden auch sagen glampiere) in Dänemark. Urlaub sollte ja der Erholung dienen. Deshalb wollte ich mich nicht mit den Miseren der Fiat-Währungen (hier findet ihr den Bericht zur Inflation in den USA und im Euroraum) widmen, sondern lediglich mit den Basics von Bitcoin auseinandersetzen. Und zwar wirklich mit den Basics. Der Plan war, dass erfahrenere Bitcoiner diesen Newsletter getrost überspringen und die Zeit dem Morgenkaffee widmen können.

Wie so oft kam es anders. Wladimir Putin, resp. ein im Juni veröffentlichtes Video, haben uns einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht.

Worum es heute geht:

1. Putin über den US Dollar und harte Vermögenswerte

2. Bitcoin Basics: Gibt es auch Inflation bei Bitcoin?


3. Bitcoin Bits: Was hat es mit dem Geburtsdatum (05. April 1975) von Satoshi auf sich?


4. Meme of the week: Bewerbung bei der EZB

Putin über den US Dollar und harte Vermögenswerte

Während den letzten Wochen haben wir über Inflation in der westlichen Welt geschrieben. Jetzt ist ein Video aufgetaucht (oder ich hab's einfach erst jetzt gesehen) vom Wirtschaftsforum in St. Petersburg vom vergangenen Juni. Der stets informative italienische Makroökonom Alf hat auf Twitter einen kurzen Ausschnitt davon gepostet (sein Newsletter MacroCompass ist auch sehr empfehlenswert). Was er gesagt hat:

  • Wieso sollten Entwicklungsländer Waren in USD oder EUR wechseln bei diesen Inflationszahlen?
  • Imaginäres Vermögen und USD / EUR werden durch Rohstoffe und harte Vermögenswerte abgelöst
  • USD und EUR als weltweite Reservewährungen und welche Gefahr es für andere Länder darstellt
  • Dieser Prozess wird die Inflation in USD noch weiter erhöhen

Wichtig ist neben dem von Alf zitierten Ausschnitt auch die folgende Aussage: "according to the IMF, today's global currency reserves contain USD 7.1 trn. and EUR 2.5 trn. And this money is depreceating at an annual rate of about 8%. Moreover it can also be confiscated or stolen at the whim of the US." Dabei geht Putin darauf ein, dass Länder welche USD und EUR als Reservewährung halten, massiv benachteiligt werden durch das ständige Drucken von Neugeld.

Coprnic's take: Die Wichtigkeit von Rohstoffen und harten Währungen ist uns (noch) nicht im Geringsten bewusst

US Staatsobligationen haben in den letzten 15 Jahren immer weniger als 3.5% pro Jahr abgeworfen. Gleichzeitig ist die Geldmenge - wie von Putin richtig erwähnt - um durchschnittlich 8% pro Jahr ausgeweitet worden. Auf einen Privathaushalt umgemünzt heisst das vereinfacht, ich könnte pro Jahr 8% mehr Geld ausgeben, müsste aber nur 3.5% dafür bezahlen. Gibt mir soviel wie möglich. So hat es auch die USA und die EU gesehen.

Russland hat jetzt mit aller Deutlichkeit klar gemacht, dass das nicht mehr akzeptiert wird. Sollte weiter an Sanktionen festgehalten werden und Gas und Öl nicht in Rubel bezahlt werden, wird nichts geliefert.

Leider kann man Rohstoffe nicht drucken. Insbesondere Europa muss das jetzt wohl auf die sehr harte Tour lernen.

Im Endeffekt stellt Putin Europa vor die Wahl: Opfert ihr die europäische Industrie, den Euro, die europäischen Finanzmärkte und riskiert damit wohl auch soziale Stabilität oder lässt ihr die Sanktionen fallen?

Bitcoin Basics: Gibt es auch Inflation bei Bitcoin?

Bitcoin Basics sind kleine Abschnitte, die Neulingen helfen sollen, diese neue Technologie zu verstehen. Im Gegensatz zum obigen Kapitel haben die nichts mit tagesaktuellen News zu tun.

Ja, die gibt es. Technisch zumindest. Und zwar eine im Code definierte und nicht veränderbare Ausweitung der Geldmenge (=Inflation). Im Jahre 2140 wird der letzte von 21 Millionen BTC auf den Markt kommen ("gemined"). Der Begriff stammt vom Englischen "mining" und umschreibt den Prozess der Sicherung des Bitcoin Netzwerks. Die Miner investieren Rechenleistung um die Bitcoin Timechain (Satoshi Nakamoto hat nicht das Buzzword Blockchain verwendet) zu sichern. Das heisst, es werden keine Bitcoin "produziert", sondern es wird die Transaktionshistorie gesichert und Platz für neue Transaktionen (= neue Blocks) geschaffen. Ein neuer Block kann man sich vorstellen wie eine Excel-Tabelle mit x aufgeführten Einträgen. Und als Belohnung kriegen sie Bitcoin. Das scheint jetzt noch abstrakt klingen, ist aber später in der Energie-Diskussion und bei der genauen Beschreibung des Proof-of-Work (PoW) mining Prozesses wichtig zu verstehen.

Für den Moment ist einfach wichtig zu wissen, dass es einen klar definierten Inflationsplan gibt. Jetzt sind wir bei etwas mehr als 19.1m BTC, sprich über 90% der jemals existierenden BTC sind bereits im Umlauf. Alle Zahlen sind u.a. immer auf Bitbo.io oder mempool einzusehen. Die Miner kriegen für die investierte Arbeit (Rechenleistung) 6.25 BTC pro neuem Block. Ein neuer Block wird immer ca. alle zehn Minuten erstellt. Folglich werden pro Tag ca. 900 neue Bitcoin verteilt. Und da Bitcoin als einziger Markt 24/7 aktiv ist, sind das im Jahr 2022 ungefähr 328'500 neu verteilte Bitcoin. Das entspricht einer momentanen Inflationsrate von 1.7% pro Jahr und ist damit rund 5x tiefer als die des USD.

Es ist aber bereits klar, und durch nichts und niemanden veränderbar, dass im Mai 2024 die Belohnung für die Miner halbiert wird. Dann findet das alle vier Jahre stattfindende "Halving" statt. Miner kriegen dann pro neuem Block nur noch 3.125 BTC als Belohnung. Der Countdown ist hier zu finden. Damit wird sich auch die Inflationsrate auf ca. 0.85% pro Jahr verringern. Und so geht's weiter. Im Jahre 2028 sinkt die Belohnung auf 1.5625 BTC pro Block und im Jahre 2032 auf 0.78125 und so weiter und so fort bis in's Jahr 2140 und total 21'000'000 BTC.

Nun sollte man Bitcoin's Angebotskurve mit anderen Fiat-Währungen vergleichen. Da wird einem schnell klar, wo der grosse Unterschied liegt. Im Artikel "Geldpolitik ausser Rand und Band" (erschienen im März 2021 im Schweizer Monat) wurde die unglaubliche Ausweitung der Geldmenge durch die Notenbanken thematisiert.

Coprnic's take: Die Schönheit liegt im Einfachen

Und damit ist auch schon eines der Kernelemente von Bitcoin erklärt. Die ganz simple, durch Mathematik und Physik geschützte, Geldpolitik ist faszinierend. Natürlich wurden jetzt noch viele technische Details ausgelassen (kommt noch...) und doch umschreibt die ultimative Limitierung und die klar definierte Angebotsausweitung bereits einer der wichtigsten Vorteile von Bitcoin. Ein weiterer kurz angesprochener Vorteil ist die Möglichkeit, alles selber zu überprüfen. Bitcoin ist die erste Technologie, die komplett ohne Gegenparteirisiko auskommt. Keine Regierung, keine Bank, kein Unternehmen, keine Person - einfach niemand ist notwendig um den aktuellen Timechain Status zu überprüfen. Transaktionen sind öffentlich ersichtlich und niemand kann irgendwas daran ändern.

Mittlerweile ist der Spruch "Tick Tock Next Block" zu einem meiner Favoriten geworden in der Bitcoin Welt. In einer oft hysterischen, nach Skandalen suchenden und manipulierenden Welt, mutet Bitcoin schon fast poetisch ruhig an. Zumindest wenn man sich vom kurzfristigen Preis ggü. Fiat-Währungen löst - sonst kann es schon hektisch werden.

Alle zehn Minuten gibt es einen neuen Block, der die Transaktionshistorie (d.h. die "Zeit") speichert. Der Preis crasht, Elon Musk tweeted, ein Land greift ein anderes an, ein Virus überrollt die Welt und alle müssen Zuhause bleiben, Notenbanker drucken Geld ohne Ende - einfach irgendetwas passiert.

Bitcoin interessiert's nicht.

Alle zehn Minuten gibt's einen Block, für immer verewigt in der Timechain. Wundervoll!

Bitcoin Bits: Was hat es mit dem Geburtsdatum (05. April 1975) von Satoshi auf sich?

Bitcoin Bits sind spannende - teils auch lustige - Fakten rund um Bitcoin und dessen Kultur. Starten wir mit dem ersten - dem frei gewählten Geburtsdatum des Entdeckers von Bitcoin.

Bitcoin’s anonymer Entdecker (oder Entdeckerin oder die Gruppe von Entdeckern) wählte den 05. April 1975 als Geburtsdatum. Und zwar hat er sich, nachdem er das Whitepaper an eine E-Mail Adressliste verschiedener Cypherpunks schickte, auf dem P2P Foundation Forum angemeldet. Dieses mittlerweile berühmte Pseudonym hat er mit dem 05. März 1975 als Geburtsdatum registriert.

Der 05. April ist ein in der US-amerikanischen Geldpolitik enorm wichtiger Tag. Am 05. April 1933 hat nämlich der damalige Präsident Franklin D. Roosevelt den privaten Besitz von Gold verboten. Dieses Gesetz galt, bis Gerald Ford 1975 die Executive Order 6102 als ungültig erklärte.

Die Missachtung von privaten Eigentumsrechten sind seit der Entdeckung von Bitcoin als Schlüsselelement der Technologie zu sehen. Mit der Wahl dieses Datums zeigte Satoshi, worum es ihm ging:

Um die Wahrung von persönlichen Eigentumsrechten, welche die Bürger vor Übergriffen des Staates schützen.

Meme of the week

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