Libanon schliesst Banken und (beinahe) Kollaps des GBP

Libanon schliesst Banken und (beinahe) Kollaps des GBP

Bevölkerung von Libanon hat keinen Zugriff mehr auf ihr Erspartes. Banken bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Ausserdem: GBP und andere Fiat Währungen verlieren massiv an Wert.

Phil Lojacono

Lesezeit: 04 Minuten 10 Sekunden

Unser Roadtrip durch Dänemark, Deutschland und die Schweiz ist leider vorbei und ich darf wieder aus Zürich schreiben. Aber voll im Schuss und mit viel Energie heisst auch, dass wir uns heute wieder vermehrt auf aktuelle Themen konzentrieren können und die Bitcoin Theorie etwas in den Hintergrund rückt. Aber jetzt zum Wesentlichen, worum geht es heute?

1. Aufstand in Libanon: Banken und Finanzsystem bis auf Weiteres geschlossen

2. Britisches Pfund und andere Fiat-Währungen auf Talfahrt

3. Meme of the week: Erzählung an die Grosskinder der Millennials

Aufstand in Libanon: Banken und Finanzsystem bis auf Weiteres geschlossen

Am vergangenen Mittwoch hat die Banken-Vereinigung von Libanon kommuniziert, dass sämtliche Finanzinstitute bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Der Grund sei, dass man keine Sicherheiten der Regierung für den Weiterbetrieb erhalten habe. Folglich haben Libanesen und Libanesinnen keine Möglichkeit, ihr Erspartes zu verwenden. Sie sind auf Gedeih und Verderben dem Zerfall der libanesischen Lira ausgesetzt.

Das Ganze folgte auf den Wirtschafts- und Währungskollaps im Land. Die Lira hat in den letzten drei Jahren mehr als 90% des Werts verloren. Al Jazeera, der arabische News Sender, hat dazu im Februar diesen Jahres eine spannende Reportage veröffentlicht. Die Kurzversion geht ungefähr so: Korruption geht durch die Decke, Währung kollabiert, Wirtschaft ist ruiniert, Bevölkerung verarmt und möchte fliehen, Elend ist unmenschlich.

Als Folge davon ergaben sich absurde Stories. Die Libanesin Sali Hafiz hat bspw. mit einer Spielzeugpistole eine Bank überfallen, um ihr eigenes Geld zu "stehlen". Mit dem Geld wollte sie die Krebsbehandlung ihrer Schwester bezahlen. Jetzt ist sie auf der Flucht.

Coprnic's take: Genau dafür ist Bitcoin da!
Es ist furchtbar zu sehen, wie Menschen in Entwicklungsländer systematisch ausgenutzt werden. Wenn man das Privileg hat in der Schweiz aufzuwachsen, kann man sich nur schwer vorstellen wie es ist, wenn plötzlich keine Bankkarte mehr funktioniert und man keinen Zugriff auf das Ersparte hat. Mit einem Schlag entzieht man der Bevölkerung die Lebensgrundlage.

Leider wird dieser Hauptvorteil der Nicht-Konfiszierbarkeit von Bitcoin zu wenig thematisiert. Bitcoin bietet eine Möglichkeit, dieser Tyrannei zu entfliehen. Es gibt keine Möglichkeit für irgendein Regime, einen Präsidenten oder eine korrupte Organisation, den Zugriff zu sperren.

Man muss sich nur 12 Wörter merken und niemand kann sie konfiszieren. Ein unglaublich wirkungsvolles Tool für Menschen in solch tragischen Situationen.

Ein Blick in die Nutzung von Kryptowährungen pro Land zeigt dann auch ein klares Bild. In Ländern mit grossen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, hoher Korruption und hoher Armut wird der Wert am meisten gesehen:

Britisches Pfund und andere Fiat-Währungen auf Talfahrt

An den Währungs-Märkten spielt sich gerade ein regelrechtes Blutbad ab. Nach den Zinserhöhungen von letzter Woche (FED und SNB haben beide um 0.75% erhöht) haben sich verschiedene Fiat Währungen massiv abgewertet gegenüber dem USD. Seit Anfang des Jahres hat bspw. der Euro 14.35%, der Yen 19.77% und das britische Pfund fast unglaubliche 22% eingebüsst.

Insbesondere das britische Pfund hat an diesem Wochenende nochmals stark nachgegeben. Die grosse Unsicherheit und das fehlende Vertrauen der Finanzmärkte in's GBP haben Auswirkungen auf die Zinskurve britischer Staatsanleihen. Diese vermeintlich chaotische Grafik hier zeigt die Entwicklung der Zinsen, welche Grossbritannien für verschiedene Laufzeiten der eigenen Verschuldung bezahlen muss.

Was jetzt aber fast noch problematischer ist, ist die Tatsache das die Bank of England  sehr wenig Fremdwährungsreserven hat. Ungefähr USD 100 Mrd, was ca. 3% des britischen BIP entspricht. Zum Vergleich, Japan hat 20% und die Schweiz 115% des BIP in Fremdwährungsreserven (MacroAlf).

Das bedeutet, dass die BoE kaum Möglichkeiten hat, den Zerfall des GBP zu stoppen resp. die Währung zu verteidigen. Eine solche Verteidigung des Kurses würde erfolgen, indem die Notenbank vorhandene Fremdwährungsreserven verkauft. Da werden direkt Erinnerungen an den erfolgreichen Angriff des Hedge Fund Managers George Soros auf die BoE (Bank of England) im Jahr 1992 wach. Damals hat Soros gesagt, dass Pfund sei überbewertet und die BoE könne den Wechselkurs nicht halten. Er sollte recht behalten. Die BoE musste sich geschlagen geben und das Pfund schon damals massiv abwerten. Es ist nicht davon auszugehen, dass man heutzutage gnädiger ist mit den Notenbanken.

Die Abwertung des Pfunds und die steigenden Zinsen haben aber nicht nur auf die Staatskasse einen Einfluss. Sie werden die privaten Haushalte auch ganz direkt treffen, wie dieser Tweet eindrücklich zeigt. Der Immobilienmarkt in der UK wird in den nächsten 12-18 Monaten massiven Turbulenzen ausgesetzt sein.

Coprnic's take: Die Geschwindigkeit ist beängstigend

Der Zerfall der verschiedenen Währungen ist eine direkte Folge des massiven Gelddruckens der letzten Jahre. Es war klar, dass sich alle Währungen abwerten werden. Es war auch klar, dass der USD als globale Leitwährung wohl als Letztes nachgeben und andere Währungen vorher kollabieren werden. Wie eigentlich immer in solchen Krisen waren die Effekte des jahrelangen gratis Geld als Erstes in Entwicklungsländern zu sehen und jetzt scheint es auf die westliche Welt überzuschwappen. Die Geschwindigkeit ist aber dennoch überraschend und beängstigend. Die Folgen für die Bevölkerung werden einschneidend sein.

Fehlendes Vertrauen in die Währung geht einher mit fehlendem Vertrauen in die Schuldfähigkeit der Länder. Fehlendes Vertrauen in die Schuldfähigkeit resultiert in höheren Zinskosten. Höhere Zinskosten resultieren entweder in höheren Steuern (keine sehr gute Idee in einer Rezession) oder Entwertung des Geldes (Inflation). Entwertung des Geldes trifft die arbeitende Bevölkerung immer am härtesten.

Glücklicherweise scheint das einigen Britinnen und Briten klar zu sein, wie dieser Tweet zeigt:

Meme of the week: Erzählung an die Grosskinder der Millennials

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