Blackrock lanciert Bitcoin ETF - was sind die Tücken?

Blackrock lanciert Bitcoin ETF - was sind die Tücken?

Blackrock lanciert Bitcoin ETF. Wieso das aber kein richtiger Bitcoin ist und wie man stattdessen in Bitcoin investieren sollte.

Phil Lojacono

Guten Morgen allerseits

Entschuldigt bitte die längere Funkstille. Mit der Geburt unseres ersten Sohnes lagen die Prioritäten erfreulicherweise etwas anders. Er bereitet uns unglaublich viel Freude und ich könnte nicht glücklicher sein.

Nach Familie und Freunden folgt dann aber bald mal Geldpolitik und Bitcoin auf der Prioritätenskala. Und genau dem widmen wir uns heute wieder.

Und zwar hat der weltweit grösste Vermögensverwalter, Blackrock, einen Antrag für einen "Bitcoin ETF" gestellt. Das ist zum einen eine beeindruckende Entwicklung und zum anderen auch mit einigen Tücken für Anleger verbunden. Wir erklären wieso.

TLDR - Alles Relevante in weniger als 60 Sekunden

  • Der weltweit grösste Vermögensverwalter, Blackrock, galt lange als vehementer Kritiker von Bitcoin. Das scheint sich nun geändert zu haben.
  • Die Anmeldung liegt noch bei der SEC und ist noch nicht akzeptiert.
  • Blackrock hält sich im Prospekt des ETF vor, im Falle eines Bitcoin Forks selber zu entscheiden, in "welchen" Bitcoin investiert wird.
  • Mit einer Investition in einen Bitcoin ETF - egal ob Blackrock oder nicht - hält man aber nicht wirklich Bitcoin. Man hält lediglich ein Papier mit einem Zahlungsanspruch in Form des Bitcoin Preises.
  • Ein zentraler Vorteil von Bitcoin, die komplette Abwesenheit des Drittparteienrisikos, geht somit verloren.
  • "Not your key, not your Bitcoin." gilt nach wie vor als oberstes Mantra

Anzahl Wörter: 1'046, Lesezeit ca. 5 Minuten 10 Sekunden

Blackrock und Bitcoin - eine spannende Geschichte

Blackrock ist mit über 10 Billionen USD verwaltetem Vermögen mehr als dreimal so gross wie die UBS. Nicht überraschend hat die Aussage des Gründers und CEO, Larry Fink, vom Oktober 2017 grosse Wellen geschlagen. Damals sagte er, Bitcoin sei ein Index für Geldwäscherei.

Kommt Zeit, kommt Rat. Im Juni 2023 sieht die Welt nämlich ganz anders aus:

Was ist ein ETF?

ETF steht für Exchange Traded Funds und ist im Endeffekt nichts anderes als ein liquides Anlagevehikel. Es gibt ETF in allen möglichen Farben und Formen. Für Aktien, Obligationen, Rohstoffe etc. - man findet für fast alles eine Kombination verschiedener Anlageprodukte, die in einem ETF zusammengenommen werden.

ETF bieten für Anleger verschiedene Vorteile, wie bspw:

  1. Liquidität: ETF können meist jederzeit wieder verkauft werden
  2. Diversifikation: Verschiedene Anlageprodukte können zusammengenommen werden (bspw. alles Firmen verschiedener Firmen im Energiesektor)
  3. Transparenz: Die Bestandteile eines ETF sind immer transparent ersichtlich
  4. Kosteneffizienz: ETF sind im Gegensatz zu traditionellen Investmentfonds viel günstiger.

Sie haben aber auch immer einen Emittenten, d.h. eine Firma die den ETF zusammenstellt und dementsprechend verantwortet.

Im Falle dieses Bitcoin ETF ist Blackrock dieser Emittent. Und genau da liegt das Problem.

Blackrock Bitcoin ETF im Detail

Klar, ein solcher Blackrock Bitcoin ETF bringt einige Vorteile mit sich. Diese wären:

  1. Ist vertrauensbildend für institutionelle Anleger
  2. Einige Vermögensverwalter dürfen gemäss Vertrag nur in regulierte Anlageprodukte (wie ETF, Funds etc.) investieren. Ein solcher ETF würde das ermöglichen und die Nachfrage steigt vermutlich signifikant. Mit der Folge, dass:
  3. Der Preis steigen wird.

Hurra. Könnte man meinen.

Wie immer, liegt der Teufel aber im Detail. Und zwar gibt es insbesondere zwei Punkte, die es im Zusammenhang mit dem Blackrock Bitcoin ETF zu beachten gilt:

  1. Ein Bitcoin ETF ist KEIN Bitcoin: Satoshi hat uns Bitcoin als nicht zensierbaren, nicht konfiszierbaren und ultimativ limitierten digitalen Rohstoff ermöglicht. Wenn man jetzt aber einen Herausgeber eines Finanzproduktes dazwischen schaltet, partizipiert man maximum noch am Preisanstieg. Aber man ist nicht Eigentümer von Bitcoin. Vergleichbar wie wenn man Gold in einem Finanzderivat hält. Die können auch beliebig neu erschaffen, kopiert und eingezogen werden. Nur physisches Gold ist echtes Gold. Dasselbe gilt bei Bitcoin. Nur Bitcoin mit eigenen Private Keys sind echte Bitcoin.
  2. Entscheidungsbefugnis in Händen Dritter: Ein konkretes Beispiel liefert Blackrock dann auch gleich selber im Prospekt des Bitcoin ETF. Darin schreiben sie, dass man ihnen bloss das Geld anvertrauen würde, sie aber dann selber entscheiden können, welcher Bitcoin der Richtige ist.
Blackrock Bitcoin ETF Antrag

Was ist ein Bitcoin Fork?

Bitcoin ist eine frei verfügbare Datenbank mit einem Code, der für alle transparent einsehbar ist. Es gibt Konsens Regeln (wie bspw. alle ca. 10 Minuten ein neuer Block, max. 21 Millionen Bitcoin etc.), die von den x-tausend Nodes zu jeder Tages- und Nachtzeit bestätigt werden.

Wenn ich jetzt aber plötzlich das Gefühl hätte, ich finde diese Konsens-Regeln nicht gut - so steht es mir frei, einen neuen Coin zu erstellen. Oder anders gesagt, die Bitcoin Timechain zu "forken", d.h. abzugabeln. Ich könnte bspw. den "Coprnic Bitcoin" erstellen. Dieser könnte auf 48 Millionen Stück beschränkt sein, 75% könnte ich mir zuweisen und ich könnte mich für eine energiearme Erstellungsmethodik entscheiden.

Nur das Problem ist, dass wohl niemand Gefallen an diesem Coprnic Bitcoin finden würde. Er wäre nicht dezentral, nicht sicher und lediglich dazu da, mich reich zu machen.

Damit würde er aufgrund fehlender Nachfrage wertlos verschwinden.

Das hielt aber in der Vergangenheit nicht wenige davon ab, solche Spässe zu versuchen. Bitcoin Cash und Bitcoin Satoshi Vision sind zwei, die aus den sogenannten "Block Size Wars" (sehr empfehlenswertes Buch) hervorgingen. Andere solcher Forks sind Litecoin oder der von Elon Musk umworbene DogeCoin. Letzterer ist gar ein Fork eines Forks (von Litecoin).

Alle diese Forks haben eines gemeinsam. Sie sind meist dazu da, die Erschöpfer kurzfristig reich zu machen und Anleger hinters Licht zu führen. Durchgesetzt hat sich keiner, was der dramatische Wertverlust jeweils deutlich aufzeigt. Das wird wohl auch in Zukunft so bleiben.

Nur - mit dem Blackrock Bitcoin ETF hat man diese Entscheidung nicht mehr selber in der Hand. Weil man eben keine Bitcoin direkt hält. Sondern nur ein Finanzpapier davon.

Sollte man also in diesen ETF investieren?

Nein. Finger weg davon. Bitcoin ist ein noch nie da gewesener digitaler Rohstoff. Ultimativ limitiert, nicht zensier- und nicht manipulierbar. Diese Eigenschaften aus der Hand zu geben, ist fahrlässig und entspricht nicht der tatsächlichen Errungenschaft.

Richtig in Bitcoin sparen oder als institutioneller Anleger investieren, ist eigentlich relativ simpel:

  1. Auf einer Bitcoin Börse (bspw. Relai, Coinfinity, Pocket Bitcoin, Swan Bitcoin etc.) Bitcoin erwerben.
  2. Hardware Wallet (finde den Begriff immer noch unpassend, es ist eigentlich lediglich ein Signiergerät) kaufen. Ich empfehle die Bitbox oder Blockstream Jade für Anfänger und die Coldcard für Fortgeschrittene.
  3. Eigenes Wallet eröffnen (bspw. Sparrow Wallet, Bitbox App, Wasabi Wallet, Blockstream Green etc.).
  4. 24 Wörter Seed Phrase sicher verwahren.

Und gut ist. Damit hält man richtige Bitcoin ohne Gegenparteirisiko. Keine Politikerinnen, keine Banken und keine Vermögensverwalter.

Direkte Eigentumsrechte selbständig sichergestellt.

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